Tresore und sonstige Wertbehälter
Geschichte
Truhen als Vorläufer des Sicherheitsschrankes kamen schon im Mittelalter vor. Die ersten Tresore gab es vor ca. 200 Jahren, wenn auch nicht mit heutigen Exemplaren vergleichbar. Bis etwa 1960 entwickelten die Unternehmen die Behältnisse in eigener Verantwortung. Die Entwicklung wurde maßgeblich von den größten Herstellern (Pohlschröder & Bode-Panzer) vorangetrieben. Danach wurden von der Fachgemeinschaft Geldschränke und Tresore im VDMA (Verband Deutscher Metallwaren -Anbieter) allgemein gültige Normen für dieses Metier entwickelt. Im Zuge der Harmonisierung des europäischen Marktes wurden 1992 durch das europäische Institut CEN Prüf- und Gütenormen für Wertbehältnisse eingeführt.
Hier eine Beschreibung von Wertbehältern im Einzelnen:
Geldkassetten
Geldkassetten bestehen in den meisten Fällen aus einem geformten Stahlblechbehälter mit Deckel und einem einfachen Zylinderschloss. Meist ist im oberen Bereich ein Kunststoffeinsatz für Münzgeld eingelegt. Geldkassetten sind für die temporäre Lagerung von Bargeld im geringen Umfang gedacht. Die Sicherheit ist nur sehr gering, da sie kaum Widerstand vor unberechtigter Öffnung bieten und einfach weggetragen werden können.
Schlüsselkassetten / Schlüsselschränke
Schlüsselkassetten sind wie Geldkassetten aufgebaut, werden jedoch in aufrechter Form, an eine Wand oder in einen Schrank montiert. Schlüsselschränke sind ebenfalls meist aus Stahlblech und bieten in der Regel mehr Platz als Schlüsselkassetten. Es sind mehr Haken für Schlüssel vorhanden und der Schlüsselschrank hat größere Ausmaße. Diese Behältnisse sind für die Lagerung von mechanischen Schlüsseln oder für elektronische Schließmedien geeignet. Allerdings bieten diese Behälter nur geringe Sicherheit und Schutz des Inhalts vor Einbruch/Diebstahl.
Feuerschutzkassetten / Feuerschutzkoffer
Feuerschutzkassetten / Feuerschutzkoffer bieten in erster Linie Papierdokumenten oder Datenträgern, Schutz vor Feuer, Rauchgasen und Hitze. Diese Behälter (Sentry / Master Lock) können Temperaturen von 621°C bis 1100°C standhalten. Sie bieten allerdings keinen großen Schutz vor Einbruch/Diebstahl des Inhalts. Von der Firma Sentry oder Master Lock, sind auch feuerfeste Schutztresore lieferbar, die eine höhere Einbruch-/Diebstahl-Sicherheit aufweisen.
Möbeltresore
Wie es es der Name schon sagt, werden Möbeltresore meist in Möbeln verwendet, oder sind mit Möbeln verschraubt. Sie dienen zur Lagerung von Geld, Münzen, Dokumenten, oder anderen Wertgegenständen, mit einem geringerem Wert. Aufgrund ihrer einfacheren Bauart in ein- oder zweiwandiger Stahlblechausführung ohne Spezialbetonfüllung, werden Sie meist nach der Bauvorschrift/Fertigungsnorm des VDMA 24992 eingestuft. Je nach Ausführung und Einstufung bieten sie eine geringe bis mittlere Sicherheit gegen Einbruch/Diebstahl für den Inhalt. Möbeltresore werden mit mechanischen Doppelbartschlössern, sowie mit mechanischen oder elektronischen Codeschlössern (Zahlencode), angeboten.
Wandtresore
Wandtresore sind ähnlich wie Möbeltresore aufgebaut, werden jedoch bündig in einer Wand versenkt, so dass nur die Vorderseite mit der Türe sichtbar ist. Um die geprüfte Sicherheit des Tresores einzuhalten, ist es unbedingt notwendig, den Wandtresor nach Herstellervorschrift in der Wand zu befestigen. In der Regel muss ein Wandtresor allseitig mit einer stahlarmierten Betonschicht von mindestens 100 mm umgeben sein. Die Ausführung sollte durch eine fachkundige Person/Firma erfolgen. Bei fachgerechter Einmauerung ist die gebotene Sicherheit, je nach Ausführung der Türe und Einstufung, mittel bis hoch. Wie bei allen Wertbehältnissen sollten Verbau- oder Lagerorte von Wandtresoren von fremden Personen nicht einsehbar sein.
Bodentresore
Bodentresore stellen eine Sonderform von Wandtresoren, die jedoch in den Boden statt in die Wand, eingelassen werden, dar. Allerdings ist die Bedienung eines solchen Tresores weit umständlicher, da man sich natürlich bücken muss. Auch die bündige unsichtbare Einbringung in den Boden ist aufwändig. Bodentresore sind in den meisten Fällen nur sehr klein und dienen in der Regel nur für die Lagerung von Geld, Ausweispapieren oder Schließmedien. Die Sicherheit ist vergleichbar mit Wandtresoren.
Schlüsseltresore
Schlüsseltresore bieten im Gegensatz zu Schlüsselkassetten oder Schlüsselschränken, die sicherere Lagerung von Schlüsseln oder Transpondermedien. Schlüsseltresore werden ebenfalls wie Möbeltresore nach der Bauvorschrift/Fertigungsnorm des VDMA, oder auch nach anderen jüngeren Normen eingestuft. Schlüsseltresore werden auch in sehr großen Dimensionen, mit bis zu 2.000 Stk. Schlüsselhaken oder mehr, angeboten. Meist haben Schlüsseltresore ausziehbare senkrechte Wände, die beidseitig mit Schlüsselhaken ausgestattet sind. Auf diese Weise wird der Platz im Tresor effektiv ausgenutzt.
Kassenschränke / Wertschutzschränke
An Stellen, an denen täglich Kasseneinnahmen getätigt werden, ist ein spezieller Kassenschrank/Wertschutzschrank unerlässlich. Ein Kassenschrank dient meist dazu, das nicht unerhebliche Wechselgeld, oder auch Geldeinnahmen, über die Nacht oder über einen gewissen temporären Zeitraum, zwischenzulagern. Tageseinnahmen werden in den meisten Fällen täglich zur Bank gebracht, oder von Sicherheitsdiensten, abgeholt. Kassenschränke haben oft spezielle Inneneinrichtungen mit abgeteilten separat abschließbaren Fächern, Teleskopauszügen, oder Münzbehältern. Kassenschränke/Wertschutzschränke haben eine spezielle Hartbetonfüllung und haben daher ein hohes Gewicht von 200 bis zu 1.000 kg. Die Sicherheitseinstufung erfolgt aufgrund der geforderten Sicherheit nach der Europanorm EN 1143-1 und EN 14450 (Prüfnorm/Einbruchschutz), sowie nach den VdS-Klassen (VdS Schadenverhütung GmbH, Europas größtes Institut für Unternehmenssicherheit und eine Tochter des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. GDV). Eine genauere Übersicht dieser Normen finden Sie am Ende dieser Seite. Der Widerstand von Kassenschränken/Wertschutzschränken ist von mittel bis hoch zu beurteilen.
Dokumentenschränke
Ein Dokumentenschrank hat meist die Ausmaße eines Büroschrankes und dient der zugriffs- und feuergeschützen Aufbewahrung von Dokumenten in Papierform, wie ganzen Aktenordnern, Verträgen, Testamenten, oder Ähnliches. Diese Schränke haben einen 30-minütigen Schutz vor Temperaturen bis zu 840°C. Diese Stahlbüroschränke sind große Stahltresore, die aufgrund des geringeren Einbruch-/Diebstahl-Risikos für die darin aufbewahrten Gegenstände, eine weniger hohe Sicherheit aufweisen. Diese Schränke können mit allen Arten von Tresorschlössern, sowie mit unterschiedlich konfigurierter Innenausstattung, geliefert werden.
Datensicherungstresore
Datensicherungstresore werden zur sicheren und feuergeschützten Aufbewahrung von Daten auf Datenträgern verwendet. Das wichtigste Kriterium für einen Datensicherungstresor ist die Feuersicherheit für die darin gelagerten Datenträger. Die feuer- und löschwasserfesten Schränke schützen Ihre sensiblen Dokumente und Datenträger dank eines Spezialbetons zuverlässig bis zu 120 Minuten gegen Hitze und Feuchtigkeit, sowie dem unbefugten Eindringen von außen. Gerade Datenträger sind besonders sensibel gegen Wärme und müssen besonders geschützt sein. Der Feuerschutz entspricht in diesem Fall “S 120 DIS” nach Euro-Norm PN-EN 1047-1, mit einem zusätzlichen Sturztest. Die Sicherheitseinstufung erfolgt aufgrund der geforderten Sicherheit nach der Europanorm EN 1143-1 und EN 14450 (Prüfnorm/Einbruchschutz), sowie nach den VdS-Klassen. Diese Tresore werden aufgrund des geforderten Feuerschutzes meist in einer sehr wuchtigen Ausführung gefertigt. Die Wand- und Türstärken können bis zu 300 mm betragen. Die Türe ist meist mit mehreren feuerbeständigen und wasserfesten Dichtungen ausgestattet. Diese Schränke können mit mechanischen und elektronischen Tresorschlössern, sowie mit unterschiedlich konfigurierter Innenausstattung (Halterungen für Datenträger), geliefert werden.
Datenspeicher unfallgeschützt
Ein unfallgeschützter Datenspeicher hat die Aufgabe, Daten bei einem Unfall vor Beschädigung oder Zerstörung zu schützen. Um Datenträger/Datenspeicher vor Beschädigung oder Zerstörung durch Unfälle zu schützen, sind je nach Datenspeicher und dem zu erwartenden Unfallszenario, verschiedene Vorkehrungen zu treffen. Übliche Schutzmechanismen schützen beispielsweise vor Feuer, Wasser und Diebstahl. Bei Computerdaten können Raid- Systeme und Tresore eingesetzt werden, ein unfallgeschützter Datenspeicher ist jedoch kein Ersatz für Backups. Ein solcher Datenspeicher muss durch seinen Aufbau und seinen Eigenschaften gegen Unfallszenarien, wie Sturz, Brand, Wasser, Magnet- und E-Felder, Vandalismus, Überspannung und Stromausfall, schützen. Ob ein unfallsicherer Datenspeicher notwendig ist, muss anhand der zu schützenden Daten entschieden werden.
Schließfach bei Banken
Alternativ wollen wir hier auch das Schließfach bei Banken zum Vergleich zu eigenen lokalen Wertbehältern darstellen. Ein gemietetes Schließfach bei einer Bank oder einem Geldinstitut stellt eine eingeschränkte aber sehr sichere Alternative zu eigenen lokal vorhandenen Wertbehältnissen dar. Mit einem Schließfach wird man allerdings in dem zur Verfügung stehenden Platz für die Unterbringung der Wertgegenstände sehr eingeschränkt. Man ist an die Öffnungszeiten der Bank gebunden und hat die gelagerten Wertgegenstände nicht schnell zur Verfügung. Das Schließfach kostet eine monatliche Gebühr bei der Bank. Die Einbruch-/Diebstahl-Sicherheit für die darin gelagerten Wertgegenstände ist natürlich eine der höchsten, da sich Schließfächer meist innerhalb der Tresorräume oder in Vorräumen dieser, der Banken und Geldinstitute, befinden.
Übersicht der Normen und Bauvorschriften von Tresoren
VDMA-Norm 24992 (Bauvorschrift/Fertigungsnorm)
Bauart
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Klasse
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Norm
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Einwandiger Stahlschrank
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Klasse A
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nach VDMA 24992, Mai 1995
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Mehrwandiger Stahlschrank
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Klasse B
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nach VDMA 24992, Mai 1995
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Wertschutzschrank
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Sicherheitsstufe C1
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nach RAL-RG 626/2
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Wertschutzschrank
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Sicherheitsstufe C2
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nach RAL-RG 626/2
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Panzergeldschrank
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Sicherheitsstufe D10
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nach RAL-RG 626/10
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Panzergeldschrank
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Sicherheitsstufe D20
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nach RAL-RG 621/20
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Panzergeldschrank
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Sicherheitsstufe E10
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nach RAL-RG 621/10
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Da mittlerweile erkannt wurde, dass die Anforderungen der Klassen A und B (VDMA 24992 / Mai 95) nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen, wurde per 31. Dezember 2003 das Einheitsblatt VDMA 24992 vom VDMA ersatzlos zurückgezogen, damit endete auch die Herstellerüberwachung.
Europanorm nach EN 1143-1 und EN 14450 (Prüfnorm/Einbruchschutz)
Bauart
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Sicherheitsklasse
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Norm
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Sicherheitsschrank
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Sicherheitsstufe S1
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EN 14450
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Sicherheitsschrank
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Sicherheitsstufe S2
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EN 14450
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Wertschutzschrank
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Grad 0
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EN 1143-1
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Wertschutzschrank
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Grad I
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EN 1143-1
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Wertschutzschrank
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Grad II
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EN 1143-1
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Wertschutzschrank
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Grad III
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EN 1143-1
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Wertschutzschrank
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Grad IV
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EN 1143-1
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Wertschutzschrank
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Grad V
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EN 1143-1
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Wertschutzschrank
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Grad VI
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EN 1143-1
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VdS-Klassen für Tresore und deren Deckungssummen bei Versicherern
VdS-Klasse
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Deckungssumme
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Klasse 0
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40.000,- €
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Klasse I
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65.000.- €
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Klasse II
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100.000,- €
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Klasse III
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200.000,- €
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Klasse IV
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Absprache mit Versicherer
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Klasse V
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Absprache mit Versicherer
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Klasse VI
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Absprache mit Versicherer
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Voraussetzung für die Deckungssumme ist die fachgerechte Verankerung des Tresors durch einen Fachmann/ Fachbetrieb, nach Herstellervorschrift, am Aufstellort.
Die Deckungssummen können je nach Versicherungsgeber unterschiedlich ausfallen. Bitte setzen Sie sich vor der Anschaffung eines Tresors mit Ihrer Versicherung in Verbindung.
Gerne stehen wir für eine Beratung zur Verfügung.
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